Engel: Stets zu Diensten?

Ein Twitterer schenkte mir kürzlich sein Büchlein «Meditationen über wichtige Wegbegleiter» Da drin gibt’s ein Kapitel «Engel». Beim Lesen stellte ich mir die Frage, bin auch ich schon Engeln begegnet? Und ja, spontan kamen mir zwei Situationen in den Sinn, in denen ich beim Durchleben unmittelbar an einen Engel an meiner Seite dachte. Beim weitern Nachdenken tauchten eine ganze Reihe Erfahrungen auf, bei denen durchaus Engel eine Rolle gespielt haben könnten. Ich versuche diese Erlebnisse hier aufzureihen, zuallererst für mich selbst, aber gerne darfst auch Du hinschauen und Dir Deine Gedanken machen.

Als Christ in einer Evangelischen Freikirche hatte ich mir nie gross Gedanken über Engel gemacht. Zwar kenne ich Biblische Geschichten in denen Engel auftreten, aber für meine persönliche Welt schienen mir Engel irrelevant und Engel gar zu verehren oder Bitten an sie zu stellen schien mir «etwas Katholisches».

Als ich vor Jahren mal in’s Spital musste schenkte mir meine kleine Enkelin (im Vorschulalter) eine Engelskarte mit Schutz- und Bewahrungswünschen. Das war ein kleines Dilemma, denn ich freute mich riesig über ihren Gruss und anderseits hatte ich ein schlechtes Gewissen beim Erbitten von Hilfe bei einem Engel. Immerhin fand ich folgende Erklärung in der Bibel: «Engel sind Wesen aus der himmlischen Welt, die Gott dienen. Er sendet sie aus, damit sie allen helfen, denen er Rettung schenken will» Heb.1,14. Mit diesem Hinweis im Hinterkopf freute ich mich auf die «Englische» Hilfe – und kam schlussendlich auch gesund wieder aus dem Spital.

Und damit nun zu konkreten Erfahrungen, bei denen ich meine, da könnten Engel beteiligt gewesen sein. Dogmatisch so festlegen will ich dies aber nicht. Ich beginne da, wo ich im Moment des Geschehens an einen Engel dachte – das lief so:

 

Bottenstein Kurve

Das Strässchen durch den Wald kannte ich auswendig, es war mein einsamer Arbeitsweg vom Wohn- zum Arbeitsort. An einem Morgen war ich mit dem Auto zügig unterwegs auf dem steil abfallenden Weg Richtung Zofingen. Vor mir die letzte Rechtskurve. Mitten in dieser Kurve überquerte plötzlich von rechts ein Rehbock die Strasse. Ich drückte auf die Bremse – und realisierte: zu spät, das Auto wird links in die Bäume schlittern. Mein Blut gefror. Doch während ich verkrampft das Steuerrad umschloss hatte ich den Eindruck, dass jemand links neben dem Auto war und das Gefährt sanft und präzise auf die richtige Spur drückte und ich ganz normal weiterfahren konnte. Ich war erleichtert. Die Erfahrung hat mich so beeindruckt und ich bin sehr, sehr dankbar für diese Hilfe. Bis heute bin ich überzeugt, da war eine übernatürliche Kraft am Wirken.

Und nun zurück auf Feld 1: Meine Kindheit erlebte ich auf einem abgelegenen Bauernhof an der südlichen Aargauer Kantonsgrenze mit Blick ins Luzerner Hinterland. Das dritte von 8 Kindern war ich. Auf dem Hof lebten auch die Grosseltern, ein Onkel, mehrere Tanten und eine «Schwiegertante». Im Rückblick war es das Paradies. Wir Kinder waren integriert und wurden von allen sehr geliebt.

An die folgende Geschichte erinnere ich mich nur vage, aber sie ist allen so eingefahren, dass sie in unserer Familie bis heute immer mal wieder erzählt wird.

 

Wagen voll Holz

Der Hof war an einem steilen Hang. Seitlich am Haus vorbei führte ein steiler Weg der auch unsern Vorplatz vor den Ställen mit der «Ifahrt» (Einfahrt zur Heu-Bühne) über dem Stall verband. Eines Tages wollte mein Onkel einen Wagen voller Holz von dieser Ifahrt auf den Hausplatz bewegen. Dazu musste er gleichzeitig die Kurbelbremse richtig dosieren und mit der Deichsel in der Hand den rollenden Wagen steuern. Wenn das mal rollte gab’s kein Halten mehr bis der Weg flacher wurde.

Offenbar war ich als 5-jähriger auf dem Strässchen unterwegs als Onkel Hans (mein Lieblingsonkel) losfuhr. Wie mir 100e Male erzählt wurde steuerte er den Wagen und als ich kleiner Knirps vor ihm stand versuchte er alles um mir auszuweichen, erfolglos, wie er dachte. Der Wagen kippte und er war sich sicher, mich überfahren zu haben. Er schrie auf wie ein verwundetes Tier und rannte zu meinen Eltern mit den weinend herausgeschrienen Worten: «ich hab’ ihn überfahren, er ist bestimmt tot». Meine Eltern rannten in meine Richtung, sahen den umgekippten Wagen und das ganze Holz verstreut. Ich aber sass am steilen Bord im Gras, rieb mir erstaunt die Augen und sagte: «jetz esch no de Wage omgheit» (jetzt ist noch der Wagen umgefallen). Überfahren oder nicht, Engel oder nicht, ich weiss es nicht. Es könnte aber durchaus sein.

 

Elektroschock und Sturz von Heubühne

Zwei weitere Unfälle in meiner frühen Jugend: Ich hantierte mit Nägeln und prüfte damit die Löcher einer Kabelrolle. Der Stromschlag soll mich weggespickt haben in die Arme der Nachbarsfrau, die gerade durch die Tenne kam. Ich selbst habe keine Erinnerung daran. Offenbar blieb ich völlig unverletzt.

Ein andermal am gleichen Ort folgte ich einer Tante den «Stighöggel» (eine Art fix montierte Leiter mit einer einzigen Mittelstange statt zwei Seitenstangen für die Holme) hinauf auf die Heubühne und fiel dann etwa 3 Meter hinunter auf den Betonboden. Ich erinnere mich an diesen Aufstieg – und wie ich in den Armen der Grossmutter aufwachte und getröstet wurde. Auch hier blieb ich schadlos.

 

Sturz von der Brücke des Bockwagens

Als früher Teenager fuhr ich mal mit meinem Onkel mit Pferd und leerem Bockwagen ins Nachbardorf. Wir beide hatten es gemütlich und lustig und ich spazierte beim Fahren immer mal wieder auf der Ladebrücke nach hinten und wieder nach vorne zum Kutscherbock. Einmal als ich nach hinten lief zückte mein Onkel die Peitsche, um das Pferd zum Traben zu bringen. Er machte dies mit Absicht in der Meinung, ich würde gezwungenermassen hinten Abspringen und müsste ihm Nachrennen. Bloss – mein Umdrehen war schneller als der Ruck und ich stürzte rückwärts auf die Strasse auf meinen Hinterkopf. Ich hätte das Genick brechen oder mir ein Loch in den Schädel schlagen können. Doch nichts davon passierte. Ich stand auf, rannte dem Wagen nach zu einem entsetzten Onkel, der sich tausendfach entschuldigte. Für mich war es damals ein normaler «Special-Effect». Erst heute beim zurück Erinnern frage ich mich, wie konnte es sein, dass ich ohne einen Kratzer davonkam und der Tag wie geplant weiterlief.

 

Sydney

Jene für mich so entscheidende Begegnung am 12.August, als ich in Sydney völlig depressiv an einen Bücherstand trat und von einem Mann angesprochen mit: «How can I help you» angesprochen wurde, habe ich im letzten Blog beschrieben. Ich antwortete mit: «verstoh ke Wort» worauf ich die Antwort auf Deutsch, messerscharf gesprochen, erhielt «Ich weiss, dass der Herr dich heute Abend hierher geführt hat». Interessant auch, ich habe weder den Bücherstand noch diesen Herrn vorher oder nachher je gesehen, und das, obwohl es sich in der Nähe meines Wohnorts abspielte. Daher mein Gedanke, könnte er ein Engel gewesen sein?
(Link auf meiner Twitter-Bio:
https://schweizera.wordpress.com/2017/04/16/mein-leben-eine-wunderbare-reise/ )

 

Déjà-vu auf der Griesalp

Ein Geschäftsausflug führte uns auf die Griesalp. Hier erhielten wir ein Velo und fuhren damit die sehr steile und enge Strasse ins Tal hinab. Mir machte das sehr Spass und ich sah darin nichts Gefährliches. Beim Ausfahren der ersten S-Kurve war ich viel zu schnell und Bremsen half wenig. So sah ich mich in Gedanken bereits links über den Strassenrand den steilen Abhang runterstürzen. Doch, wie in der ersten hier erzählten Geschichte hatte ich plötzlich den Eindruck, von Links gehalten und gestützt zu werden. Ich blieb auf der Strasse und fühlte neben dem Schreck auch eine grosse Dankbarkeit, hier beschützt worden zu sein.

 

Weitere Geschichten

Einige weitere Begebenheiten will ich nicht detailliert erzählen, sicher aber war ich da nicht bloss auf mich allein gestellt, etwa im Nordosten Australiens wo wir zu zweit zwei Stunden im Quallen-durchseuchten Wasser badeten. Die Warntafeln am Beach die alle 100m darauf hinwiesen, dass das Berühren dieser Quallen innert 5 Minuten tödlich endet sahen wir erst nachher. Und ja, Quallen hatte wir viele gesehen.

Oder der einsame Strand, an dem wir badeten und von der Strömung ins Meer getrieben wurden. Den Schrecken, der mich durchfuhr als ich die Gefahr bemerkte, den vergesse ich nicht. Ich hatte Zeit zum Beten, während ich mich seitwärts Treiben liess und schliesslich am bananenförmigen Strand Felsen unter den Füssen fand.

Die Zeit in Mount Isa, wo uns das Geld ausging und wir dringend auf Arbeit angewiesen waren an dem Ort mit tausenden von Arbeitslosen. Es war der Moment wo mein Reise-Partner und ich gemeinsam beteten. Den Moment danach vergesse ich nicht wo wir in die Jugendherberge zurückkehrten und oben auf der Treppe der Host auf uns zu warten schien und uns zurief: «sucht ihr Arbeit?». Ich konnte danach ein Lager voll defekter Klimaanlagen reparieren, einer älteren Dame als Chauffeur dienen, in einer Autowerkstatt Pneus montieren, alles mit fürstlichem Honorar.

 

Lehre abgebrochen

In Retroperspektive ist sogar das Scheitern meiner ersten Lehre als Reproduktionsfotograf in einem grossen Medienhaus eine Führung. Zum einen, weil es nicht nur diesen Beruf, sondern alle damaligen grossen Berufe (Schriftsetzer, Retoucheur, Tiefdrucker etc.) nicht mehr gibt. Zum zweiten aber auch, weil ich nahtlos in einen neuen Beruf als Elektromonteur geführt wurde, der mir grosse Befriedigung gab und eine wunderbare Basis war für ein Berufsleben in der Informatik, was zeitlebens ein Beruf war, der mich mit Freude erfüllte und die Arbeit mit meinem Hobby verband.

 

Auf Reisen

Diese letzte Geschichte ist so verrückt, dass sie mir nicht hätte passieren können, meinen Cousin Christian aber jederzeit. Er ist der aufgestellteste Mensch, den ich kenne, immer positiv, für jede Herausforderung sieht er eine Lösung. Er lacht viel, ist ein begabter Handwerker, alles was mit Bauen, Beton oder Holz zu tun hat meistert er wie kein Zweiter. Wenn er eine Aufgabe sieht, dann blüht er auf. Aufgewachsen ist er im hintersten «Krachen» eines kleinen Dörfchens im Südwesten des Aargaus.

Als ihn der Leiter eines Hilfswerks anfragte, ob er in Brasilien einige Wochen mitarbeiten würde ein öffentliches Gebäude zu bauen, da war er Feuer und Flamme. Schlussendlich machten sich er, seine Frau und drei weitere Personen auf zu dieser Reise. Natürlich wollte er auch jede Menge Werkzeuge und Baumaterial mitnehmen. Das Verrückteste, drei Bau-Karetten!

Karetten

Mit 3 Karetten auf den Eco-Flug

Als ich das hörte musste ich laut lachen: «nie im Leben kriegst Du drei Karetten auf den Flieger!». Er verstand meine Zweifel nicht: «natürlich schraube ich sie auseinander und fülle jede Ecke mit Ware». So kam es wie es kommen musste: die Gruppe fuhr nach Kloten, checkte ihre Eco-Flüge ein – inkl. den drei Baukaretten, Werkzeugen und Baumaterialien – und Christian wundert sich noch heute, wie ich je daran zweifeln konnte. Die Frau am Check-In hätte ihn zum Wägen des Gepäcks als Sperrgut geschickt. Etwas über dreissig Kilo pro Person wäre es gewesen. Als er zurückkam fragte Frau Check-In bloss: «wurde alles gewogen?», seine Antwort: «Ja».

So flogen sie los, via Lissabon, Fortaleza, von dort mit dem Car nach Teresina, dann mit Kleinbus zum Zielort. In Fortoleza den Car Fahrer zu überzeugen, das Gepäck mitzunehmen sei das Schwierigste an dieser Reise gewesen.

Engel am Werk? Jedenfalls scheint es schon Situationen im Leben zu geben wo wir auf «Vitamin B» angewiesen sind, sogar mit Beziehungen in eine höhere Welt.

Ich würde nun nie zu Engeln beten, dies widerspricht meinem «reformierten» Verständnis der Bibel, aber ich bin überzeugt, dass Gott durchaus seine Diener hat die ER zu unserer Hilfe aufbieten kann: «…ihr mächtigen Engel, die ihr Gottes Befehlen gehorcht und auf seine Worte hört, …die ihr ausführt, was er euch befohlen hat.» Psalm 103, 20-21

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