Mein Leben, eine wunderbare Reise

Eine lebensverändernde Begegnung führte mich aus Furcht in eine ungeahnte Freiheit. Dabei habe ich erfahren, dass Glaube wenig mit Religiosität zu tun hat, vielmehr mit einer wertvollen persönlichen Beziehung.

Für viele Menschen ist Glaube einfach Religion – förmliches Handeln nach vorgegebenen Regeln. Ich erlebe dies anders: Auch, wenn es Berührungspunkte gibt zwischen persönlichem Glauben und Religion, es ist definitiv nicht dasselbe und im Kern der Sache völlig unabhängig. Das eigene Erleben, meine Erfahrung will ich hier teilen.

Geburtsort und Kindheit

Auf einem abgelegenen Bauernhof am Waldrand in einem sehr kleinen Dorf wurde ich geboren. Zusammen mit sieben Geschwistern wuchs ich auf, unter einem Dach mit Grosseltern, Eltern, Onkeln und Tanten. Die ganze Sippschaft lebte in einem Grundvertrauen an einen grossen Schöpfergott , was uns Kindern natürlich nicht verborgen blieb.

Der Alltag war hart. Mit zwei Pferden und einigen Wagen wurden die Felder bebaut, geerntet, gemolken, in die Käserei gefahren. Auch wir Kinder mussten anpacken. Überfordert wurden wir dabei nicht. Die Eltern gewährten uns Freiraum, Onkel und Tanten verwöhnten uns.

An Sonntagen wurde nicht gearbeitet (ausser Versorgung der Tiere), Verwandte kamen zu Besuch und wir erlebten die schönsten Nachmittage bei Spiel und Spass. An langen Winterabenden spielten wir alle möglichen Rate-, Karten- und Brettspiele.

Die Schule wurde gefördert, unsere Interessen wurden gefördert. Wir alle konnten eine Wunschausbildung machen und den Weg in unsere Selbständigkeit einschlagen. Da die ganze Sippschaft  zu einer (weltweit tätigen) Freikirche gehörte war es normal, am Sonntagmorgen in die Sonntagsschule, und später in den Gottesdienst zu gehen. Lustig fand ich das damals eher nicht, und doch bekam ich viele Biblische Grundlagen mit, die mein Leben stark prägten.

Australien

Am Tag nach meinem 21. Geburtstag startete ich das Abenteuer Australien. Damals warb Australien um Migranten und förderte die Migration mit vielen Mitteln. Die Reise dahin war mein erster Flug, mein erstes Mal weg von zuhause und eigentlich in Allem ein Neuanfang den ich voller Tatendrang und Begeisterung in Angriff nahm.

Naiv, unvorbereitet, ohne Sprachkenntnis zog ich los (zusammen mit einem Arbeitskollegen). So kam es wie Alle, ausser ich, erwartet hatten – nach der grossen Begeisterung kam das grosse schwarze Loch. Da sass ich träumerisches Landei nun, in einer riesengrossen Stadt, die einzige Verbindung zur Vergangenheit ein Arbeitskollege mit dem ich damals nicht so wirklich nah verbunden war. Selbst telefonische Verbindung nach Hause war mir damals nicht möglich.

Psychischer Absturz

Da ich kein Englisch sprach, fühlte ich mich nach wenigen Tagen so richtig isoliert, abgeschnitten, entwurzelt, ausgesetzt. Ich der kleine gross-schnäuzige Landjunge – einsam und allein in der grossen fremden Stadt.

IMG_5083Ein schwarzer Schleier legte sich über mich. Ich kriegte Angst, panische Angst, dunkelschwarze Angst. Mit René konnte ich darüber nicht reden, er war mir zu wenig nah. Ich kriegte Todesfurcht, Panik-Attacken. Ich hatte Angst ins Bett zu gehen, denn dort ging’s los: Oft fühlte ich, wie sich ein eiskalter Schauer über mich legte, zuerst auf die Kopfhaut und dann langsam durch den Kopf, den Körper hinunter. Ich war entsetzt und voll Panik. Ich dachte, dass ich jetzt sterben würde. Sterben – allein – weg von meiner Familie in dieser wildfremden Stadt. Ein furchtbarer Gedanke! Der Schauer war schrecklich, doch als er durch die Brust wandernd an der Herzgegend vorbei war atmete ich erleichtert auf, davongekommen – bis zum nächsten Mal.

Aus alter Gewohnheit suchte ich dieselbe Freikirche, die ich aus der Schweiz schon kannte. Die langsam gesprochenen Predigten über mir bekannte Themen halfen mir zwar Englisch zu lernen, gleichzeitig kam ich mir komischerweise dabei wie ein Lügner vor. Ich hoffte, dass mich niemand ansprechen würde weil ich dann ertappt wäre eine Predigt zu besuchen, obwohl ich nicht verstehe.

Natürlich betete ich, schrie zu Gott, bat um Vergebung, tat Busse, suchte Antworten – und litt weiter – bis zu jenem wunderbaren 12.August der mir Befreiung brachte. Die Begegnung die ich damals machte lässt mich noch heute respektvoll erschaudern:

Gibt es Engel in menschlicher Gestalt?

Am Sonntagabend (10.8.) besuchte ich den Gottesdienst. Eine gewöhnliche Predigt von einem sympathischen jungen Pfarrer. Viel verstanden hatte ich nicht, aber die Wärme in der Stimme von Don Evans tat mir gut, am Schluss wechselten wir ein paar Worte und ich fand mich plötzlich angenommen und nicht mehr schuldig Verstehen geheuchelt zu haben. Danach marschierte ich einigermassen glücklich und entspannt nach Hause. Im Stillen betete ich um Antworten und um Befreiung von meiner panischen Todesangst: „Gott, was muss ich tun um gerettet zu werden? Wenn ich sterbe, was geschieht dann mit mir?“ So lief ich bis vor unsere Haustüre.

Dort angekommen kehrte ich um und lief zurück. Weshalb – ich weiss es nicht, damals nicht und heute nicht. Aber ich lief ein Stück zurück – und bog rechts ab, ins Vergnügungsviertel King Cross. Ich lief ganz in mich gekehrt, immer in Gedanken versunken und nach dem Sinn des Lebens suchend – und nach dem Grund meiner bodenlosen Angst. Mit der ernüchternden Erkenntnis, dass mich mein bisheriger Glaube nicht wirklich trägt.

In diesem Zustand also wandelte ich durch die Strasse. Dort, ein Bücherstand auf dem Trottoir. Ich ging darauf zu und blätterte abwesend in einem Buch. Der Mann hinter dem Tisch sprach mich an. Ich aber hatte keine Lust auf ein Gespräch und so antwortete ich ihm kalt, abweisend und auf Schweizerdeutsch mit einem knappem „verstoh ke Wort“. Was dann geschah lässt mich noch heute erstarren: Der Mann schaute mir ruhig und liebevoll in die Augen, zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich und sagte, jedes Wort markant betonend auf Deutsch: „Ich weiss, dass der Herr dich heute hierhergeführt hat“. Ich erstarrte, meine Nackenhaare stellten sich auf und ich sah mit meinem inneren Auge, wie ich mich vor einer halben Stunde umgedreht hatte und ziellos, und dennoch direkt auf diesen Buchstand zugelaufen war, und ich spürte tief in mir: der Mann hat recht.

Wir führten ein Gespräch, ich öffnete mich, er erklärte Glaubensgrundlagen und schenkte mir schliesslich ein Buch von Billy Graham und ein kleines Losungsheftchen mit Bibelvers für jeden Tag. Das Büchlein steckte ich in meine Hosentasche. Das Gespräch selbst war nett, brachte mich jedoch letztlich nicht weiter. Immerhin war mein innerer Druck weg und ich ging mit neuer Leichtigkeit nach Hause. Den Mann und den Bücherstand hatte ich weder vorher noch nachher je wieder  gesehen.

Entscheidende Begegnung

Mein entscheidender Tag kam zwei Tag später, am Dienstag, 12.Aug. 69. Wie jeden Tag lief ich zu Fuss den halbstündigen Weg zum Arbeitsplatz. Wie üblich flehte und betete ich dabei zu Gott um Antworten auf meine Lebensfrage: „was ist das Ziel meines Lebens? Was wenn ich jetzt sterbe? Was geschieht mit mir? Würde mich Gott annehmen in meinem Zustand? Während ich so betend lief geschah etwas Seltsames: Ohne ersichtlichen Grund erfasste mich Gottes Nähe. Ein Bibelvers den ich vom Unterricht her kannte tauchte in meinen Gedanken auf „Suchet, so werdet ihr finden, bittet so wird euch gegeben“. Den Vers hatte ich auswendig gekannt, ich hatte oft darüber nachgedacht doch jetzt war es anders, nicht ich rief den Vers an, sondern der Vers sprach zu mir und lud mich ein. Der Eindruck war so real, als würde Gott neben mir herlaufen und würde zu mir sagen: „Hey, was willst du denn wissen? Frag doch einfach!“. Bei dieser Aufforderung überfuhr mich eine unbeschreibliche Freude und ich wusste ohne jeden Zweifel, jetzt ist der Moment. Jetzt wird mein Fragen beantwortet und meine Zweifel beendet.

So fragte ich denn diesen so real neben mir gehenden Gott: „Bin ich bei Dir angenommen? Und was passiert mit mir wenn ich jetzt sterbe?“. Während ich dies (in Gedanken) aussprach griff meine Hand in die Hosentasche und öffnete das Büchlein, das ich zwei Tage vorher erhalten hatte und ich las den Vers zum aktuellen Tag (12.8.69). Da stand in grossen Lettern:

„Fürchte dich nicht!
  Ich habe dich erlöst,
  Ich habe dich bei deinem Namen gerufen
  Du bist mein“

Ich stand da, lief (oder flog), gebadet im Glück. Kein Funke Zweifel in mir, alles real spürbar, pure Freude, Dankbarkeit, Sicherheit, Festigkeit. Gott hatte mir meine ganz konkrete Lebensfrage ganz real beantwortet. Und alle konnten die Veränderung an mir sehen und erkennen. (Der Satz ist übrigens ein Bibelvers aus Jesaja 43. Er wird dort eingeleitet mit „Jetzt sagt der Herr, der dich erschaffen hat“).

Ja und danach? Ich hatte mal gehört von Menschen, die eine Nahtoderfahrung gemacht hatten, dass ihr Erleben nicht nachgeprüft, oder bewiesen werden kann, dass jedoch bei diesen Menschen eine nachhaltige Veränderung beobachtet werden kann. Ich selber hatte keine Nahtoderfahrung, aber eine ganz real gespürte Gotteserfahrung mit der Beantwortung meiner Lebensfrage.

Und das hat sich bei mir nachhaltig verändert: Meine Todesangst ging und blieb weg. Mein Leben erhielt eine Festigkeit, eine Sicherheit und inneren Halt. Mein Glaube wurde zur festen Realität und zur Grundlage meines Lebens.

Ein neues Leben

Vieles änderte sich, ich wurde fröhlich, war interessiert an Gott und der Bibel. Ohne irgendwelchen Druck las ich mich mit grosser Freude durch die Bibel. Es machte Spass, darin zu lesen, auf Gott zu Hören und mit ihm zu reden. Immer mal wieder fand ich Antworten auf konkrete Lebensfragen. Ich fand Freunde, schloss mich dem «International Club» (einer kirchlichen Jugendgruppe) an, fand Anschluss bei einer Familie, fand viele gute Freunde und erlebte eine unglaublich schöne und unbeschwerte Zeit. Ich war definitiv angekommen, ein echter Sydneysider mit vielen stets wunderbaren Freunden. Eine unfassbare Veränderung!

Angenommen?

Wurde ich dadurch ein besserer Mensch? Nein, hätte ich das sollen? Nein. Gibt’s weiterhin Situationsängste? Ja. Gibt es Fragen – und Zweifel? Ja, und Ja. Bin ich nun religiös? In Deinem Verständnis vielleicht schon, in meinem Nein. Religion, auch die Christliche ist mir unwichtig (was nicht heisst, dass ich deren Sinn nicht achte), Traditionen und Riten sind mir nicht wichtig. Wichtig ist mir die Beziehung, die Freundschaft zu Gott und nicht Form oder Dogmen und schon gar nicht Gesetzlichkeit (ähnlich mit Liebe und Ehe). Zwar besuche ich treu die Gottesdienste meiner Heimatgemeinde (der alten Freikirche), habe aber keine Berührungsängste mit andern Frei- und Landeskirchen.

Mit der ref. Landeskirche feiern wir regelmässig gemeinsame Gottesdienste. Im Rahmen meines sozialen Engagements (Wegbegleitung) bin ich mit dem Katholischen Pfarrer unterwegs, und besuche gelegentlich seine Gottesdienste – die mir in Vielem fremd, aber nicht befremdlich sind. Auf Reisen in allen Kontinenten besuche ich Gottesdienste beliebiger Couleur, kleine Gemeinden und auch mal eine Mega-Kirche. Ich finde die kulturellen Unterschiede, aber auch die Übereinstimmung im Kern jedes Mal beeindruckend und bereichernd.

Veränderung

Nun ist es bald 50 Jahre her seit dieser lebensverändernden Begegnung damals in Sydney. Seither hatte ich Hochs und Tiefs, auch Ängste und Zweifel. Dennoch, in all den Jahren hat mich ein grundsätzlicher Glaube – das damals erhaltene persönliche Versprechen – durchgetragen, mir Sicherheit gegeben, mich verwurzelt in dieser tiefen Beziehung zu einem grossen Gott der weiss wo’s lang geht, der Allem seinen Sinn gegeben hat. Der mir persönlich gesagt hat „Fürchte Dich nicht, ich habe Dich erlöst, ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein„.

Letzten Sonntag feierte meine katholische Schwägerin einen runden Geburtstag. Ich besuchte am Sonntag zuerst ihren Gottesdienst und staunte – der Pfarrer erinnerte mich an mein Erlebnis, allerdings mit neutestamentlichen Worten. Er sprach vom Zuspruch Gottes an Jesus (du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Freude). Er sprach uns Zuhörern zu, dass das auch für uns gelte und er schlug vor diesen Vers an den Spiegel zu schreiben und uns immer wieder daran zu erinnern: «du bist mein lieber Sohn».

In einer Zeitung sah ich mal das Bild von Pipa Middleton, die Bildunterschrift «Access Privilege to Buckingham Palace». Ich sehe darin ein schönes Gleichnis: Wenn Pipa am Königspalast auftaucht, dann werden die Tore für sie geöffnet, sie hat Zugang dank ihrer persönlichen Beziehung zu Kate, der Herzogin von Cambridge. Dieses Bild male ich mir immer wieder vor Augen und bin dankbar für meine Zugangs Privilegien zum Himmlischen Königshof. Dort gehe ich ein und aus, rede mit dem Gott der Himmel und Erde geschaffen hat, erlebe auch gelegentlich mal ein Wunder.

Zukunft

Vor meinen inneren Augen habe ich eine neue Lebens-Dimension und damit eine Freiheit erhalten, ein Leben das nicht endet nach 100 Jahren «…er wird Leben, selbst wenn er stirbt» sagte Jesus seinen Jüngern. So «wissenschaftlich unmöglich» Auferstehung auch ist – ich sehe vor mir die Raupe die als Schmetterling in eine neue Lebensdimension ersteht – und ich sehe die Eizelle, die in 9 Monaten zum Baby und in 20 Jahren zum erwachsenen Menschen wird. Wachstum, Knochen inklusive. Ich sehe das Weizenkorn in der Erde, das zur Ähre wird. Ich sehe die vergrabene Kartoffel, die nach wenigen Wochen in vielfachem Volumen so ‘lebendig aufersteht’ und ausgegraben wird. Ich sehe Millionen Wunder der Natur die mir dieses Eine klarmachen: es gibt eine riesengrosse Dimension weit über mein Verstehen hinaus. So ist auch meine Zukunftserwartung in der Bibel treffend beschrieben (Jes.35:8-10, hier gekürzt): «Eine Strasse wird es dort geben …sie ist für Gottes Volk bestimmt. Kein Löwe liegt am Wegrand auf der Lauer, auch andere Raubtiere gibt es dort nicht. … alle, die der Herr befreit hat werden jubelnd …zurückkehren. Dann sind Trauer und Sorge für immer vorbei, Glück und Frieden halten Einzug, und die Freude hört niemals auf»

Mit diesem Glauben stehe ich natürlich nicht allein, es ist eine Grundlage aller christlichen Kirchen weltweit mit Millionen von Glaubenden. Kürzlich hat mir eine liebe Freundin gesagt: «ich weiss, dass der, der versprochen hat mein Leben zu führen mich am Ende, ganz am Ende nach Hause führen wird».

Nachdenken

Vor einigen Jahren setzten sich Texte eines Hörspiels in meinem Kopf fest. Das Hörspiel hiess «Katharinenspital Zimmer 144». In einem Dialog macht sich dort ein Arzt aus wissenschaftlicher Sicht Gedanken zum Tod (und zur Auferstehung) und doziert (aus meiner Erinnerung): «Wenn es ein Leben gibt nach dem Tod, wenn nur die geringste Hoffnung darauf besteht, dann müssen wir uns vorsehen, dann müssen wir alles daran setzen…».

Dieser Überzeugung bin ich auch, sogar aus wissenschaftlicher Sicht macht dies Sinn, denn die Wissenschaft versteht sich nicht als abgeschlossen, sie sammelt Fakten, stellt Thesen (Behauptungen) auf mit dem Ziel, dass Andere daran arbeiten, weiterdenken, die These mit wissenschaftlichen Kriterien stützen oder widerlegen. Viele Wissenschaftler sind offen und akzeptieren einen Gott der über Allem, auch über wissenschaftlich Einordnungsbarem steht.

Mein persönlicher Glaube ist eine tiefe innere Beziehung, er ist Dankbarkeit gegenüber meinem Schöpfer und Erlöser. Er ist Freude und Hoffnung trotz und über jedem Problem. Mein Glaube ist nicht Religion im Sinne von vorgeschriebener, strukturierter Frömmigkeit, er ist entspanntes und ganz normales Leben in der Gewissheit, dass Gott mich am Ende, ganz am Ende nach Hause führen wird.

Mein Twitter

Was ist dieses Twitter?
…war die Frage, als ich meinen Account aufsetzte und meinen ersten Tweet schrieb. 140 Zeichen lang durfte er sein, inklusive allfällig referenzierten Twitternamen und Bild-URLs.

Begegnungen auf Augenhöhe
Schon bald folgte ich ein paar fremden Menschen, lernte dass sich hier Alle Duzen, wechselte ein paar freundliche Worte, und landete wie selbstverständlich in einem neuen, sozialen Umfeld. Natürlich wuchs auch meine Followerzahl stetig bis über 3’500. Private, Direktoren, Politiker, Journalisten, Helpcenters, eine grosse Gemeinschaft von Menschen, die sich auf Augenhöhe begegneten und sich gegenseitig austauschten und ermutigten.

Sprache
Schnell lernte ich, Sprache bewusst zu formen, entfernte Füllwörter, liess Nebensächliches weg, und staunte, dass sich eine ganze Geschichte erzählen liess in 140 Buchstaben. Die Zeichenzahl wurde später erhöht und zusätzlich wurde Raum gegeben für „Adressen“ von Twitternamen und Bild-URLs. Ein Tweet darf heute 280 Zeichen haben, netto.

Eine erste Twitterfreundschaft entstand mit der strahlenden Christina, die mir in Vielem zum Vorbild wurde, ihre Sprache fliesst nicht nur klar und zielstrebig wie ein Bergbach, sie hat auch sehr breites Wissen, Humor und die Begabung, zwischen den Zeilen zu lesen. Mit ihrer präzisen Sprache ist sie mir zum Vorbild geworden. Sprache entdeckte ich als edlen Wert.

Wertschätzung
Hast Du Dich genervt, wie ich im vorletzten Absatz Berufsgruppen aufzählte? Hast Du Dich gestört an der maskulinen Form? Falls nicht, bist Du vermutlich ein Mann. Via Twitter habe ich gelernt, Menschen korrekt anzusprechen. Dieses „Korrekt“ ist nicht zwingend eine vorgeschriebene Form aus dem Duden, es ist aber zwingend eine Sprache in welcher der/die Angesprochene sich selbst erkennt. Hätte mein Chef damals geschrieben, dass alle Arbeitnehmerinnen im neuen Jahr mehr Lohn erhalten, dann wäre ich vermutlich auf die Barrikaden gegangen, genauso wie es heute viele Frauen tun, um konkret angesprochen zu werden.

Andere Ansichten kennenlernen
Gendern, heisst obiges Thema. Ich kann weitere Lern-Themen aufzählen, auf die ich aufmerksam wurde weil ich durch Twitter „eine neue Bubble“ betreten hatte. Viel, mir Selbstverständliches habe ich durch andere Augen gesehen und mein Gesichtsfeld wurde erweitert. Vor Twitter hatte ich nie ernsthaft mit einem Trans-Menschen gesprochen, auch nicht mit TV-Journalist:innen, auch nicht mit einem Abt vom Kloster Einsiedeln oder einer Prostituierten. Ich lebte in meinen Bubble, Familie, Gemeinde, Senioren, Arbeitskolleg:innen. Twitter hat mir die Türe geöffnet zum Gespräch – auf Augenhöhe. Ich fand und finde dies so sehr wertvoll.

„Andreas hat eine GIF-Allergie…darauf sollten wir Rücksicht nehmen“,
twitterte @Harassli kürzlich. Ich musste so Lachen darüber. Ja, Twitter ist auch Spass, zum Glück. Viele coole Sprüche habe ich gelesen und mich oft köstlich amüsiert. Womit ich aber (mit ganz wenig Ausnahmen) tatsächlich nie warm wurde waren diese GIF-Animationen. Twitter wuchs von 140 Zeichen auf 280 und es wuchs auf manch weiteren Ebenen, eine GIF-Bibliothek zum Beispiel. Diese Bibliothek mit „witzigen“ GIFs passt meiner Meinung nach nicht in eine Umgebung, die Sprache kultiviert. Natürlich ist es mal witzig, ein Bild zu nutzen, statt tausend Worte. Wenn ich dieses „witzige“ GIF dann zum hundertsten mal vorgespielt bekomme wirkt es halt wie ein hundert mal erzählter Witz. Ich wundere mich echt, dass ich der Einzige zu sein scheine, der da nicht mitlachen kann. Sorry. Twitters Stärke ist die Sprache.

#monDay
…ist keine Twitterfunktion. Ich hatte den Montag aber zu MEINEM Tag erkoren, ein Tag ohne Pflichten, ohne Arbeit, ohne nix. So bestieg ich dann einen Zug und twitterte: „hat jemand Lust auf eine Begegnung, einen gemeinsamen Kaffee, Lunch oder irgendwas in irgendwo?“. Und siehe da, wohl 30 Mal konnte ich jemandem begegnen den/die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Und ja, das fand ich wunderbar. Diese Begegnungen waren mir Gold wert, allesamt. Als Pensionierter darf man Zeit auch einfach geniessen. Twitter und Pensioniert, ein tolles Team!. Meine Erkenntnis auch hier, es geht um Menschen, um Begegnung, Twitter ist ein wertvolles Tool dazu.

Geplante Begegnungen
Später entstanden daraus auch geplante Begegnungen. So durfte ich an drei Tagen wunderbare, lange Segway-Touren unternehmen, die Köchin Michèle lud mich zum Mittagessen auf ihrem Balkon. Ich kannte zwar nur ihren Twitternamen und die Adresse. Welchen Klingelknopf sollte ich drücken vor dem Mehrfamilienhaus? Zum Glück las sie zeitnah meinen Tweet und löste das Rätsel. Dank Twitter konnte ich an drei Vorlesungen der FHNW online teilnehmen. Seit mehreren Jahren leiht mir Elisabeth, eine wunderbare Twitterfreundin ihre Dachbox für die Skiferien, Auf- und Abbau ist immer eine lustige Begegnung. Spaziergänge am See, Hundewalks und Stadtbesichtigungen erlebten wir zusammen, wirklich sehr, sehr schön. Mit meinen drei besten Freunden besuchte ich Sivia und ihre innovative Firma. Wir erlebten mit all ihren Mitarbeitenden einen sehr interessanten und tollen Tag. TweetUps in Zürich, Bern, Aarau, Olten, Villmergen, ein Skitag mit einheimischer „Skilehrerin„, nostalgische Bahnfahrt in Davos mit Mittagessen bei Susanne, ein Aarauer Stadtspatziergang mit Susan und sogar zwei Hotelübernachtungen in Rabius gehören zu den grössten Highlights meiner Twitterzeit, echt ein wertvolles Geschenk. Diese Liste zeigt sehr schöne Highlights, vollständig ist die Aufzählung nicht. Und auch hier, es geht um Menschen, um Beziehung, ums Stärken von Gemeinsamkeiten.

SBB Servicescout
war ein riesiges Highlight. Als ich die Anfrage erhielt glaubte ich zuerst an FAKE. Und doch wurde es war, ein Jahr lang wurde ich zu SBB Events eingeladen, lernte die Verantwortlichen kennen fuhr im Event-Speisewagen und landete, zusammen mit dem SBB CEO dabei auf der Blick Seite 1. Lohn oder Spesen gabs nicht, dafür ein GA. Mein Twitter Lotto-Sechser. Dafür twitterte ich durch die SBB. Wunderschöne Zeiten.

Highligts
Von so vielen Highlights könnte ich noch erzählen, der Abt, der fragte ob sich meine Mutter an einem Geburtstagsanruf freue würde. Ja klar, und WIE sie sich freute, und das Erlebte herum erzählte. Mit ihr hatte ich viel über Twitter geredet und sie auch viel auf Twitter erwähnt. Das wunderschöne Buch, das ich noch vor Veröffentlichung lesen durfte, oder auch viele ermutigende Dialoge über DM, den Dia-Scanner, den ich ausleihen durfte, die täglichen Mathe-Tweets von denen ich zwar Manche nicht verstand und dennoch einiges Auffrischen konnte, undsoweiter, undsofort. Ja, Twitter hat mir viel gegeben.

Bergab
Wie dies passieren konnte weiss ich nicht, ein ungenau formulierter Tweet von mir und ich wurde angepöbelt, geblockt. Mehrtägige, nicht abbrechen wollende Schnödereien um NetzCourage, öffentliche Blocklisten – und weil ich dagegen argumentierte, wurde ich blockiert. Ein anonymer „Therapeut“ argumentiert gegen Wirksamkeit von Antidepressiva, mein Einsatz gegen öffentliches Debatieren endete im Block. Einer fotografiert eine falsch parkierende Autofahrerin und zeigt sie an. Eine Woche später hatte der Tweet 1’283 Likes, 103 RT und 111 (meist applaudierende Replies). Corona Diskussion – alle sind Experten. #noXYZ und #XYZmussWeg Hashtags werden präsentiert. Die grenzenlose Wichtigtuerei und Überheblichkeit von so Manchen, oftmals Anonymlingen nimmt zu und ich frage mich, muss ich mir dies weiter antun? Nein, muss ich nicht. Threads, mit jedem x-ten Tweet sind unsichtbar – weil ich geblockt bin. Nein, dies ist nicht mein Ding, so geht das nicht Leute. Argumentieren ist ja schön, andern Ansichten Gehör verweigern ist aber übel.

Was also ist dieses Twitter
Schade! Wirklich sehr sehr schade. Für mich war Twitter eine ganz, ganz grosse Entdeckung, wertvoll, lehrreich, spassig – der Zugang in eine wunderbare Welt der offenen Diskussion, Freundschaft weit über mein lokales Umfeld hinaus. Viel Neues habe ich gelernt, viele Ansichten kennengelernt, viel Freude hat mir diese Plattform bereitet, viele Freundinnen und Freunde habe ich hier gewonnen. Wunderbare Begegnungen, sehr wertvolle Menschen, viel Wissen und konkrete Hilfe – und vor allem, viel Offenheit und viel gegenseitige Wertschätzung.

Und jetzt, wie weiter?
Ich mache es mal wie der Bundesrat, ich beobachte.

(mein DM-Kanal bleibt offen, meine #MonDay-Aktivitäten, mein Ohr und mein Herz auch).

Engel: Stets zu Diensten?

Ein Twitterer schenkte mir kürzlich sein Büchlein «Meditationen über wichtige Wegbegleiter» Da drin gibt’s ein Kapitel «Engel». Beim Lesen stellte ich mir die Frage, bin auch ich schon Engeln begegnet? Und ja, spontan kamen mir zwei Situationen in den Sinn, in denen ich beim Durchleben unmittelbar an einen Engel an meiner Seite dachte. Beim weitern Nachdenken tauchten eine ganze Reihe Erfahrungen auf, bei denen durchaus Engel eine Rolle gespielt haben könnten. Ich versuche diese Erlebnisse hier aufzureihen, zuallererst für mich selbst, aber gerne darfst auch Du hinschauen und Dir Deine Gedanken machen.

Als Christ in einer Evangelischen Freikirche hatte ich mir nie gross Gedanken über Engel gemacht. Zwar kenne ich Biblische Geschichten in denen Engel auftreten, aber für meine persönliche Welt schienen mir Engel irrelevant und Engel gar zu verehren oder Bitten an sie zu stellen schien mir «etwas Katholisches».

Als ich vor Jahren mal in’s Spital musste schenkte mir meine kleine Enkelin (im Vorschulalter) eine Engelskarte mit Schutz- und Bewahrungswünschen. Das war ein kleines Dilemma, denn ich freute mich riesig über ihren Gruss und anderseits hatte ich ein schlechtes Gewissen beim Erbitten von Hilfe bei einem Engel. Immerhin fand ich folgende Erklärung in der Bibel: «Engel sind Wesen aus der himmlischen Welt, die Gott dienen. Er sendet sie aus, damit sie allen helfen, denen er Rettung schenken will» Heb.1,14. Mit diesem Hinweis im Hinterkopf freute ich mich auf die «Englische» Hilfe – und kam schlussendlich auch gesund wieder aus dem Spital.

Und damit nun zu konkreten Erfahrungen, bei denen ich meine, da könnten Engel beteiligt gewesen sein. Dogmatisch so festlegen will ich dies aber nicht. Ich beginne da, wo ich im Moment des Geschehens an einen Engel dachte – das lief so:

 

Bottenstein Kurve

Das Strässchen durch den Wald kannte ich auswendig, es war mein einsamer Arbeitsweg vom Wohn- zum Arbeitsort. An einem Morgen war ich mit dem Auto zügig unterwegs auf dem steil abfallenden Weg Richtung Zofingen. Vor mir die letzte Rechtskurve. Mitten in dieser Kurve überquerte plötzlich von rechts ein Rehbock die Strasse. Ich drückte auf die Bremse – und realisierte: zu spät, das Auto wird links in die Bäume schlittern. Mein Blut gefror. Doch während ich verkrampft das Steuerrad umschloss hatte ich den Eindruck, dass jemand links neben dem Auto war und das Gefährt sanft und präzise auf die richtige Spur drückte und ich ganz normal weiterfahren konnte. Ich war erleichtert. Die Erfahrung hat mich so beeindruckt und ich bin sehr, sehr dankbar für diese Hilfe. Bis heute bin ich überzeugt, da war eine übernatürliche Kraft am Wirken.

Und nun zurück auf Feld 1: Meine Kindheit erlebte ich auf einem abgelegenen Bauernhof an der südlichen Aargauer Kantonsgrenze mit Blick ins Luzerner Hinterland. Das dritte von 8 Kindern war ich. Auf dem Hof lebten auch die Grosseltern, ein Onkel, mehrere Tanten und eine «Schwiegertante». Im Rückblick war es das Paradies. Wir Kinder waren integriert und wurden von allen sehr geliebt.

An die folgende Geschichte erinnere ich mich nur vage, aber sie ist allen so eingefahren, dass sie in unserer Familie bis heute immer mal wieder erzählt wird.

 

Wagen voll Holz

Der Hof war an einem steilen Hang. Seitlich am Haus vorbei führte ein steiler Weg der auch unsern Vorplatz vor den Ställen mit der «Ifahrt» (Einfahrt zur Heu-Bühne) über dem Stall verband. Eines Tages wollte mein Onkel einen Wagen voller Holz von dieser Ifahrt auf den Hausplatz bewegen. Dazu musste er gleichzeitig die Kurbelbremse richtig dosieren und mit der Deichsel in der Hand den rollenden Wagen steuern. Wenn das mal rollte gab’s kein Halten mehr bis der Weg flacher wurde.

Offenbar war ich als 5-jähriger auf dem Strässchen unterwegs als Onkel Hans (mein Lieblingsonkel) losfuhr. Wie mir 100e Male erzählt wurde steuerte er den Wagen und als ich kleiner Knirps vor ihm stand versuchte er alles um mir auszuweichen, erfolglos, wie er dachte. Der Wagen kippte und er war sich sicher, mich überfahren zu haben. Er schrie auf wie ein verwundetes Tier und rannte zu meinen Eltern mit den weinend herausgeschrienen Worten: «ich hab’ ihn überfahren, er ist bestimmt tot». Meine Eltern rannten in meine Richtung, sahen den umgekippten Wagen und das ganze Holz verstreut. Ich aber sass am steilen Bord im Gras, rieb mir erstaunt die Augen und sagte: «jetz esch no de Wage omgheit» (jetzt ist noch der Wagen umgefallen). Überfahren oder nicht, Engel oder nicht, ich weiss es nicht. Es könnte aber durchaus sein.

 

Elektroschock und Sturz von Heubühne

Zwei weitere Unfälle in meiner frühen Jugend: Ich hantierte mit Nägeln und prüfte damit die Löcher einer Kabelrolle. Der Stromschlag soll mich weggespickt haben in die Arme der Nachbarsfrau, die gerade durch die Tenne kam. Ich selbst habe keine Erinnerung daran. Offenbar blieb ich völlig unverletzt.

Ein andermal am gleichen Ort folgte ich einer Tante den «Stighöggel» (eine Art fix montierte Leiter mit einer einzigen Mittelstange statt zwei Seitenstangen für die Holme) hinauf auf die Heubühne und fiel dann etwa 3 Meter hinunter auf den Betonboden. Ich erinnere mich an diesen Aufstieg – und wie ich in den Armen der Grossmutter aufwachte und getröstet wurde. Auch hier blieb ich schadlos.

 

Sturz von der Brücke des Bockwagens

Als früher Teenager fuhr ich mal mit meinem Onkel mit Pferd und leerem Bockwagen ins Nachbardorf. Wir beide hatten es gemütlich und lustig und ich spazierte beim Fahren immer mal wieder auf der Ladebrücke nach hinten und wieder nach vorne zum Kutscherbock. Einmal als ich nach hinten lief zückte mein Onkel die Peitsche, um das Pferd zum Traben zu bringen. Er machte dies mit Absicht in der Meinung, ich würde gezwungenermassen hinten Abspringen und müsste ihm Nachrennen. Bloss – mein Umdrehen war schneller als der Ruck und ich stürzte rückwärts auf die Strasse auf meinen Hinterkopf. Ich hätte das Genick brechen oder mir ein Loch in den Schädel schlagen können. Doch nichts davon passierte. Ich stand auf, rannte dem Wagen nach zu einem entsetzten Onkel, der sich tausendfach entschuldigte. Für mich war es damals ein normaler «Special-Effect». Erst heute beim zurück Erinnern frage ich mich, wie konnte es sein, dass ich ohne einen Kratzer davonkam und der Tag wie geplant weiterlief.

 

Sydney

Jene für mich so entscheidende Begegnung am 12.August, als ich in Sydney völlig depressiv an einen Bücherstand trat und von einem Mann angesprochen mit: «How can I help you» angesprochen wurde, habe ich im letzten Blog beschrieben. Ich antwortete mit: «verstoh ke Wort» worauf ich die Antwort auf Deutsch, messerscharf gesprochen, erhielt «Ich weiss, dass der Herr dich heute Abend hierher geführt hat». Interessant auch, ich habe weder den Bücherstand noch diesen Herrn vorher oder nachher je gesehen, und das, obwohl es sich in der Nähe meines Wohnorts abspielte. Daher mein Gedanke, könnte er ein Engel gewesen sein?
(Link auf meiner Twitter-Bio:
https://schweizera.wordpress.com/2017/04/16/mein-leben-eine-wunderbare-reise/ )

 

Déjà-vu auf der Griesalp

Ein Geschäftsausflug führte uns auf die Griesalp. Hier erhielten wir ein Velo und fuhren damit die sehr steile und enge Strasse ins Tal hinab. Mir machte das sehr Spass und ich sah darin nichts Gefährliches. Beim Ausfahren der ersten S-Kurve war ich viel zu schnell und Bremsen half wenig. So sah ich mich in Gedanken bereits links über den Strassenrand den steilen Abhang runterstürzen. Doch, wie in der ersten hier erzählten Geschichte hatte ich plötzlich den Eindruck, von Links gehalten und gestützt zu werden. Ich blieb auf der Strasse und fühlte neben dem Schreck auch eine grosse Dankbarkeit, hier beschützt worden zu sein.

 

Weitere Geschichten

Einige weitere Begebenheiten will ich nicht detailliert erzählen, sicher aber war ich da nicht bloss auf mich allein gestellt, etwa im Nordosten Australiens wo wir zu zweit zwei Stunden im Quallen-durchseuchten Wasser badeten. Die Warntafeln am Beach die alle 100m darauf hinwiesen, dass das Berühren dieser Quallen innert 5 Minuten tödlich endet sahen wir erst nachher. Und ja, Quallen hatte wir viele gesehen.

Oder der einsame Strand, an dem wir badeten und von der Strömung ins Meer getrieben wurden. Den Schrecken, der mich durchfuhr als ich die Gefahr bemerkte, den vergesse ich nicht. Ich hatte Zeit zum Beten, während ich mich seitwärts Treiben liess und schliesslich am bananenförmigen Strand Felsen unter den Füssen fand.

Die Zeit in Mount Isa, wo uns das Geld ausging und wir dringend auf Arbeit angewiesen waren an dem Ort mit tausenden von Arbeitslosen. Es war der Moment wo mein Reise-Partner und ich gemeinsam beteten. Den Moment danach vergesse ich nicht wo wir in die Jugendherberge zurückkehrten und oben auf der Treppe der Host auf uns zu warten schien und uns zurief: «sucht ihr Arbeit?». Ich konnte danach ein Lager voll defekter Klimaanlagen reparieren, einer älteren Dame als Chauffeur dienen, in einer Autowerkstatt Pneus montieren, alles mit fürstlichem Honorar.

 

Lehre abgebrochen

In Retroperspektive ist sogar das Scheitern meiner ersten Lehre als Reproduktionsfotograf in einem grossen Medienhaus eine Führung. Zum einen, weil es nicht nur diesen Beruf, sondern alle damaligen grossen Berufe (Schriftsetzer, Retoucheur, Tiefdrucker etc.) nicht mehr gibt. Zum zweiten aber auch, weil ich nahtlos in einen neuen Beruf als Elektromonteur geführt wurde, der mir grosse Befriedigung gab und eine wunderbare Basis war für ein Berufsleben in der Informatik, was zeitlebens ein Beruf war, der mich mit Freude erfüllte und die Arbeit mit meinem Hobby verband.

 

Auf Reisen

Diese letzte Geschichte ist so verrückt, dass sie mir nicht hätte passieren können, meinen Cousin Christian aber jederzeit. Er ist der aufgestellteste Mensch, den ich kenne, immer positiv, für jede Herausforderung sieht er eine Lösung. Er lacht viel, ist ein begabter Handwerker, alles was mit Bauen, Beton oder Holz zu tun hat meistert er wie kein Zweiter. Wenn er eine Aufgabe sieht, dann blüht er auf. Aufgewachsen ist er im hintersten «Krachen» eines kleinen Dörfchens im Südwesten des Aargaus.

Als ihn der Leiter eines Hilfswerks anfragte, ob er in Brasilien einige Wochen mitarbeiten würde ein öffentliches Gebäude zu bauen, da war er Feuer und Flamme. Schlussendlich machten sich er, seine Frau und drei weitere Personen auf zu dieser Reise. Natürlich wollte er auch jede Menge Werkzeuge und Baumaterial mitnehmen. Das Verrückteste, drei Bau-Karetten!

Karetten

Mit 3 Karetten auf den Eco-Flug

Als ich das hörte musste ich laut lachen: «nie im Leben kriegst Du drei Karetten auf den Flieger!». Er verstand meine Zweifel nicht: «natürlich schraube ich sie auseinander und fülle jede Ecke mit Ware». So kam es wie es kommen musste: die Gruppe fuhr nach Kloten, checkte ihre Eco-Flüge ein – inkl. den drei Baukaretten, Werkzeugen und Baumaterialien – und Christian wundert sich noch heute, wie ich je daran zweifeln konnte. Die Frau am Check-In hätte ihn zum Wägen des Gepäcks als Sperrgut geschickt. Etwas über dreissig Kilo pro Person wäre es gewesen. Als er zurückkam fragte Frau Check-In bloss: «wurde alles gewogen?», seine Antwort: «Ja».

So flogen sie los, via Lissabon, Fortaleza, von dort mit dem Car nach Teresina, dann mit Kleinbus zum Zielort. In Fortoleza den Car Fahrer zu überzeugen, das Gepäck mitzunehmen sei das Schwierigste an dieser Reise gewesen.

Engel am Werk? Jedenfalls scheint es schon Situationen im Leben zu geben wo wir auf «Vitamin B» angewiesen sind, sogar mit Beziehungen in eine höhere Welt.

Ich würde nun nie zu Engeln beten, dies widerspricht meinem «reformierten» Verständnis der Bibel, aber ich bin überzeugt, dass Gott durchaus seine Diener hat die ER zu unserer Hilfe aufbieten kann: «…ihr mächtigen Engel, die ihr Gottes Befehlen gehorcht und auf seine Worte hört, …die ihr ausführt, was er euch befohlen hat.» Psalm 103, 20-21

Experiment Monday – mon Day

‚Passagiere‘ auf der Lebensreise kennenlernen. Warum? Einfach so, zur Geselligkeit, zum Kennenlernen, zum Anteil nehmen, zum Plausch

Seit einigen Monaten fahre ich das Experiment mon Day. Da meine Frau montags jeweils auswärts arbeitete und ich einen unverplanten Tag hatte rief ich für Montag über Twitter auf zu einer Begegnung – zu irgendwas in irgendwo. Dass das bestens funktionierte, wusste ich erst nach dem Probieren. So traf ich in den letzten etwa 3 Monaten jeden Montag eine Person, oftmals eine, die ich nie zuvor gesehen hatte, zu Kaffee, Hundemarch, gemeinsamem Lunch, einfach zu einer offenen Begegnung.

Natürlich war ich jedes Mal etwas kribbelig und fragte mich ob und wie das klappen würde. Meine Sorge war umsonst, oftmals redeten wir, als wenn wir alte Freunde wären.

Dass sich wesentlich mehr Frauen als Männer meldeten überraschte mich. Dass es schlichte Begegnungen waren ohne irgendwelche Hintergedanken, das hatte ich erwartet – und es klappte so auch Bestens.

Neben einfachen Lunch- oder Kaffehöcks in Tearooms wurde ich auch zweimal zuhause eingeladen, so nahm mich Markus mit nach Hause und stellte mir seine Frau und seine Kinder vor.

Am Meisten überraschte mich Michèle mit der Einladung auf Twitter „Ich könnte zuhause für Dich kochen“. Ich hatte sie zuvor einmal, am Zybelimärt in Bern ganz kurz getroffen, wirklich gekannt hatte ich sie nicht. Ich bewundere jedoch ihren Mut sehr, sich auf dieses ‚Experiment‘ einzulassen. Lustig war allerdings, als ich vor ihrem verschlossenen Hauseingang mit glaub’s acht Klingelknöpfen stand und keine Ahnung hatte, auf welchen ich nun drücken sollte. Ich kannte ja nur ihren Twitternamen. Aber – auch diese Hürde wurde genommen und ich wurde kulinarisch fein bekocht und wir assen gemeinsam auf dem grossen sonnigen Balkon. Danke Michèle, Du hast mich sehr beeindruckt, das Essen und das Gespräch in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen war fein und sehr gemütlich, einfach wunderbar.

Twitter und Pensioniert passen wunderbar zusammen. Meine produktive Zeit, die Zeit der Arbeit, die Zeit des Säens und Wartens ist vorbei. Jetzt möchte ich die Früchte meiner aktiven Zeit geniessen. So nehme ich mir bewusst Zeit fürs ‚Sein‘. Gerne teile ich von diesen Früchten, Lebensfreude, Lebensmut, Dankbarkeit, Vertrauen, Ruhe, Gelassenheit. Wo möglich auch konkrete und praktische Hilfe.

Für mich hat Twitter mit diesem Experiment einen weiteren Beweis erbracht wie wunderbar die Twitter Gemeinschaft ist und wie lebensnah dieser Medienkanal funktioniert. Ganz herzlichen Dank an Euch Alle.

Die grossartige SBB

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Quelle Pixabay, Andi Graf

Ein Jahr lang hatte ich Gelehenheit als SBBServiceScout den SBB über die Schulter zu schauen. Ein cooles Jahr für mich. Bin beeindruckt von der Serviceleistung von SBB

Während einem Jahr hatte ich den Auftrag Bahn zu fahren, die SBB zu beobachten und meine Beobachtungen unvoreingenommen zu twittern oder zu bloggen. Dieses aktive Hinschauen zeigte mir die SBB in neuem Licht. Zu meinem grossen Erstaunen fand ich keine wirklichen Mängel, nichts das fundamental zu beanstanden wäre. Der Fahrbetrieb, das Kerngeschäft der SBB läuft einwandfrei.

Technik
Komplexe Technik, ein riesiges Schienennetz, Weichen die mit wenig Zentimeterabstand bestimmen wohin der Zug fährt. Mit 200 km/h sich kreuzende Züge. Wenn diese Technik versagt, dann kommt das Leitsystem und verhindert Unfälle: Technik
Aber auch das Zusammenstellen der Zugskompositionen, die Zugsbegleiter und Lokführer, das Leitsystem und dessen Personal zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es ist ein riesen Netzwerg.

 

Pünktlichkeit
Die zeitliche Fahrdichte und die Pünktlichkeit der SBB sind legendär. Schön dass die SBB Uhr zur Kult-Uhr wurde. Sie symbolisiert souverän die Zeit im Mittelpunkt des Bahnverkehrs. Dank Taktfahrplan kenne ich alle Abfahrtszeiten auf bekannten Strecken. Sehr viele Verbindungen fahren mehrfach stündlich, sodass ich jederzeit nach Bern fahren kann ohne die Reise zuvor zu planen. Warten muss ich nirgends lange.

Personal
Das ganze Jahr über fand ich stets und überall freundliches und kompetentes Personal, Menschen die sich leidenschaftlich hingeben für diese Bahn. Menschen, die sich der Kunden annehmen, hinhören, hilfsbereit sind und so wirklich dem Reisenden dienen. In einem Fall beobachtete ich einen Zugbegleiter der kurz vor Bahnhofeinfahrt einen im Rollstuhl sitzenden Mann informierte, dass seine Aussteigehilfe bereitstünde – und wirklich, exakt da wo unser Wagen hielt stand dann auch ein Hebelift mit Fahrer bereit und erwartete den Mann im Rollstuhl.
Personal
Am grössten Schulreisetag aller Zeiten fuhr ich mit einer Klasse mit und staunte, wie SBB überall hilfsbereites Personal aufgeboten hatte, damit alles reibungslos verlief. Kompliment an das Personal.

Sauberkeit
Natürlich liegen haufenweise Zeitungen auf den Sitzen, nachdem Passagiere ausgestiegen Sauberkeitsind. Dass dann jedoch blitzschnell der Putzdienst da ist, Abfalleimer leert, Zeitschriften entfernt und allenfalls kurz was putzt, das ist echt vorbildlich. Bemängeln kann ich höchstens den gelegentlichen Duft eines leicht säuerlich riechenden Putzmittels. Vielleicht könnt Ihr Euch da mal etwas besser Riechendes anschaffen. Auch die Bahnhöfe sind sauber, alle paar Meter eine ‚Batterie‘ von fünf zweckgetrennten Abfalleimern (Raucher-Entsorgung mitgezählt). Danke SBB, es ist schön, in solchen Zügen reisen zu dürfen.

Verbindungen und Preise
Die Strecke Bern-Zürich ist in 56 Minuten zu machen – zu einem Preis von 102 Fr. (ohne HT) für die zweite Klasse. Mit dem Auto wären die 123 km (Google-Maps) in 1.5h zu machen zu einem Preis (TCS-Vorschlag 0.70Fr) von 87 Fr. Mit Parkieren wäre Bahn und Auto für 1 Person also gleich teuer. Da wo zwei, oder gar vier Personen zusammen unterwegs sind wird das Auto im Vergleich schnell günstiger. Wenn ich mit ausländischen Gästen (die kein HT haben) unterwegs bin, wird das Auto schnell mal zum Muss. Ich weiss, dazu liesse sich jetzt viel argumentieren über Komfort, Stress, Vergünstigungen, etc. etc. darum geht’s mir hier nicht, ich nehm’s einfach als banalen Vergleich.

Billetautomaten
Wer häufig reist, kann sie benutzen, ein Gelegenheitsfahrer kommt in der Regel ohne Hilfe damit nicht klar. Das hat mit fehlender Streckenkenntnis (Zürich via Heitersberg, Zofingen-Bern via Olten – obwohl Direktverbindung) und auch mit dem komplexen Zonensystem und der Billetvielfalt zu tun, aber auch mit inkonsequenter Bedienerführung (Automat führt Schritt für Schritt, de letzte und Wichtigste „jetzt bezahlen“ kommt jedoch nicht. Ich jedenfalls dachte mal, das Ding sei kaputt. Natürlich werden die SBB kaum noch viel investieren wollen (mit Handy geht es besser). Immerhin hat die SBB an vielen Bahnhöfen recht oft Bedienungspersonal hingestellt, die freundlich, schnell, kompetent weiterhelfen.

Swisspass
SwisspassDer Swisspass ist nun mal da – und er hat Zukunft. Persönlich hatte ich mich sehr gefreut, mit einem GA ausgestattet worden zu sein. So war es ein sehr sehr gutes Gefühl, in jedes öffentliche Gefährt einsteigen zu können ohne mich mit dem Lösen von Billet im komplizierten Zonendschungel auseinandersetzen zu müssen. Beim Klassenwechsel war ich jedoch sehr enttäuscht zu sehen, dass dieser Swisspass nicht fähig ist diese Erweiterung  aufzunehmen. Auch 2.Klass strornieren und durch 1.Klass ersetzen geht nicht. So bin ich nun mit fünf Billets unterwegs, Swisspass, zudem auf Papier: Klassenwechsel und zwei Enkelkarten und eine Kindermitfahrkarte. Ich finde dies sehr enttäuschend – und bei den Kontrollen mühsam, umso mehr SBB aggressiv wirbt, dass auch andere Betriebe (Skilifts) auf dieselbe Karte geladen werden könnte. Mein Versuch mir Skilift scheiterte ebenfalls. An der Kasse wurde mir abgeraten den Swisspass zu laden (er könnte kaputt gehen. Später erfuhr ich, dass die Bergbahnen Kommission an SBB zahlen müssen). Zudem erschwert es die Arbeit der Kontrolleure weil sie aus Datenschutzgründen die Personaldaten nicht abrufen könnten. So muss also auch beim Skilift neben dem Swisspass eine Papierquittung mitgeführt werden. Bei SBB selbst scheiterten alle meine Versuche, das anzusprechen. Egal auf welchem Kanal ich probierte, es kam keine Antwort zurück. Ein Zugbegleiter bestätigte meinen Verdacht, dass SBB ein Kommunikationsverbot über Swisspass verhängt hatte. Überprüfen kann ich dies nicht, aber meine Indizien deuten darauf hin.

Railservice
Ein ganz besonderes Kompliment geht an Railservice. Diese Dienstleistung ist 1A+++ Hier hat SBB ein ganz besonderes Team, so reist quasi eine Zugbegleiterin jederzeit mit. Ein Tweet an @Railservice und 15 Minuten später steht da eine kompetente und wohlformulierte Antwort zu allen Fragen zum aktuellen Bahnverkehr. Hätte ich Medaillen zu vergeben, meine Goldmedaille ginge an diesen wunderbaren, freundlichen, kompetenten Dienst. Railservice, Du bist der Beste!

Freizeitreisen
FreizeitDass die Schweiz ein ÖV System hat, das nicht bloss den Berufsverkehr transportiert, sondern gleichzeitig selbst eine Attraktion ist mit seinen Bergen, Viadukten, Tunneln, das ist einfach genial. SBB, so gesehen seid Ihr die Besten. Das Fahren mit Euch ist ein grosses Vergnügen.


Danke
Ganz herzlichen Dank liebe SBB, dass ich Euch ein Jahr lang über die Schultern blicken konnte. Ihr habt Türen geöffnet, in alle Züge, auf alle Strecken, an Events und Pressekonferenzen, Führungen und Apéros. Dabei wurden wir nie zensuriert. Immer wieder habt Ihr betont, dass wir #SBBSERVICESCOUTS frei seinen, beobachten und kritisieren können nach unserem Ermessen. Ich war erstaunt, dass ich kaum etwas zum ernsthaft bemängeln fand. Ihr seid grossartig unterwegs.

Besondern Dank an Sarah Stiefel, die uns begleitete und immer ein offenes Ohr für uns gehabt hat. Speziellen Dank aber auch an den so mutigen und innovativen CEO Andreas Meyer, den ich auch persönlich kennenlernen konnte. Der CEO der keine Berührungsängste kennt Neues zu probieren und sogar zehn fremden Scouts Tür und Tor öffnet zum Hinschauen und auf Schwachstellen hinzuweisen. Das ist wahre Grösse, lieber Andreas Meyer.

Persönlich bedaure ich, dass das Jahr nun vorbei ist, hoffe aber, dass eine Freundschaft bleibt. Ich jedenfalls werde Euch immer schätzen.

Andreas Schweizer

Energie von oben

Eine Ode an die Fahrleitung der Eisenbahn.
Gedanken zu Ressourcen die in unserem Wohnraum Erde verfügbar sind.
Gedanken zur menschlichen Intelligenz die diese Ressourcen erforscht und weise nutzbar macht

Die SBB Publikation „Die SBB in Zahlen und Fakten“ beeindruckt mich mit den folgenden Zahlen:
Auf dem gut 3’000 km langen Streckennetz leisten 335 Strecken-Lokomotiven jeden Tag die Arbeit für 50 Mio. Personen-km. Dafür konsumieren sie täglich 6’600 MWh Strom.

img_3968Ich stehe staunend am Geleise und bewundere die Technik. Unsere Erde verfügt über nur gerade 118 Chemische Elemente wie Aluminium, Eisen, Kupfer, Sauerstoff, Wasserstoff, Zinn. Jeder Zug den ich vorbeibrausen sehe ist eine Zusammenstellung aus dieser Selektion. Vielleicht das Wichtigste ist Eisen, jedenfalls gab es der Eisenbahn den Namen und ihre ‚Strasse‘ ist der eiserne Schienenstrang.

Die unterschiedlichen Eigenschaften der wenigen Elemente ermöglicht vielfältige Funktionen. Nur gerade drei Elemente sind magnetisierbar (Eisen, Kobalt und Nickel), was den Bau eines Motors ermöglicht. Und ja, es ist magnetische Kraft, die die Züge schiebt und bewegt. Kupfer leitet elektrischen Strom hervorragend mit sehr wenig Verlust. Silizium ermöglicht das Schalten und Dosieren von Strom. Aus Siliziumdioxid besteht aber auch Glas, das warme Abteile bei gleichzeitiger Sicht möglich macht.

Als gelernter Elektriker bestaune ich die Fahrleitung. Ich vergleiche sie mit einem Seil, das sämtliche Züge durch die Schweiz zieht. Ich staune und frage: Wie nur kann es sein, dass dieser ‚Faden‘ (12mm Durchmesser) über dem ganzen Schienennetz die ganze Schweiz bewegt? Jeden Zug, jeden Passagier und all die Güter.

Die Technologie, das Zusammenspiel der auf unserer Erde verfügbaren Materialien, das Ausnützen und geschickte Einsetzen der Eigenschaften jedes einzelnen Elementes, ausgedacht, ausgeklügelt, ausgetestet und berechnet durch ein Heer von intelligenten Menschen, das Alles macht es möglich dass wir bei jedem Wetter in eine Bahn einsteigen und bequem und gemütlich reisen können.

Schlussendlich ist es ein kleines ‚Seil‘ mit 12cm Durchmesser, welches alle Züge, so schwer beladen sie auch sind, mit grosser Geschwindigkeit durch unser hügeliges Land zieht. Wie habe ich es bestaunt und bewundert, dieses ‚Seil‘. Es wurde mein Traum so ein Stück Fahrleitung mal in meinen eigenen Händen zu halten. Deshalb fasste ich mir eines Tages ein Herz, ging in eine technische Werkstatt und fragte den Leiter ob es möglich sei, ein kleines Stück dieses genialen Energietransporters zu erhalten. Er sagte zu, schnitt ein kleines Stück von einer Rolle und schenkte mir dieses wertvolle Stück reines Kupfer, und eine Menge interessanter Informationen und Daten dazu. Herzlichen Dank.

(Mein 40cm langes Stück Fahrleitungsdraht ist übrigens gefühlt stahlhart und weder mit meiner Kraft noch meinem Gewicht biegbar. Es fühlt sich an wie eine Eisenstange).

Besuch im SBB Contact Center in Brig

SBB tut weit mehr, als den Bahn-Betrieb technisch zu gewährleisten.

Das fiel mir im Sommer am grossen Schulreisetag auf. Damals standen gut markierte MitarbeiterInnen an allen Bahnhöfen und gaben Hilfe beim Umsteigen, eine Unterstützung die von den Lehrpersonen sehr geschätzt wurde. Siehe: https://schweizera.wordpress.com/2016/06/24/von-standard-zur-extraklasse/

Twitter

Dass die SBB auch jederzeit schnell über alle Kommunikationskanäle erreicht werden – und jederzeit kompetente MitarbeiterInnen angesprochen werden können wurde mir bewusst, als ich beim Rumspielen mit der SBB Mobile App ein falsches Billet löste. Via Twitter bat ich @RailService um Hilfe. Noch während der Bahnfahrt wurde mir mein falsch gelöstes Ticket zurückerstattet (mit 10Fr. Selbstbehalt gemäss Regeln) und in zwei weiteren Tweets wurden mir wichtige Fragen beantwortet. Im Vergleich zu manchen Firmen, die kaum je erreichbar sind ist das absolut grossartiger Kundendienst.

Besuchstag

Letzte Woche hatte ich Gelegenheit das SBB Contact Center in Brig zu besuchen und die Gesichter hinter den Tweets kennenzulernen. Die alte Stöpsel-Telefonzentrale beim Empfang zeigt den grossen Kontrast und das weite Spektrum der technischen Entwicklung in den letzten 50 Jahren (als Zivilschutz Zentralist hatte ich solche Zentralen noch bedient. Mit «Verbindung bitte» wurde der Dialog zur Erstellung einer Verbindung eingeleitet).

Im Contact Center werden alle möglichen Kommunikationskanäle betreut. 280 sprachlich und fachlich gerüstete MitarbeiterInnen haben Informationen zu Allem, was auf dem Bahnnetz läuft und helfen Kunden am Telefon, Internet Community, Facebook und Twitter.

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Daniel Kalbermatten vor der MitarbeiterInnen Galerie

Am meisten interessierte mich das Twitter Team. Durch zeitüberschneidende Schichten arbeiten jeweils 2 Personen und warten auf ‘Hilferufe’ via Twitter aus der ganzen Schweiz. Kerstin war selber 3 Jahre als Zugsbegleiterin unterwegs und kennt den Bahnbetrieb in und auswendig. Ganz Twitter-like werden auf diesem Kanal die Kunden geduzt und auch mit einer guten Portion Humor behandelt. Zwei Beispiele dieser Sorte die an diesem Besuchstag spielten: Neckt ein Kunde mit der Frage, weshalb er den Kaugummi nicht ins Schotter spucken dürfe. @RailService antwortet: «Es besteht die Gefahr, falls Du genau auf die Schienen triffst, dass der nächste Zug kleben bleibt 😉 /ks» Einer sendet das Bild eines Grasshüpfers der sich in den Zug verirrt hatte, nennt ihn Philip und fragt ob dieser auch ein Billet braucht. Die Antwort: «Philips Schulterhöhe ist unter 30cm, also muss er kein Ticket lösen 🙂 /vz». Jemand gibt leicht gereizt durch, dass sein Zug chronisch überfüllt sei, die sachlich freundliche Reaktion: «Ich gebe Dein Feedback gerne weiter /se»

Daniel Kalbermatten führte uns freundlich und kompetent durch das Servicecenter. Zum Schluss lud er uns auf die Dachterrasse ein, wo uns ein wunderbares Raclette und erfrischende Getränke serviert wurden. Es war ein herrlich schöner Tag, Sonne draussen und Drinnen – und ich musste mich fast losreissen, um den Zug in die Üsserschwiiz zu besteigen und den Heimweg anzutreten.

Eins aber nahm ich mit auf den Heimweg: Bei #SBB sind stets freundliche und kompetente MitarbeiterInnen erreichbar. Dank Twitter in der Tasche reisen sie so quasi mit mir mit. Bei Fragen und Problemen stehen sie mir bei.
Herzlichen Dank für die Einladung und diesen wunderschönen Tag.

Von Standard- zur Extraklasse

80’000 Schüler in 3’238 Klassen an einem Tag auf Schulreise. Mit zwei Parallelklassen reiste ich mit. #SBBServicescout

Zuerst ging’s mit dem Bus nach Sursee, dort in den Zug Richtung Luzern, Umsteigen nach Arth Goldau – und am Abend in entgegengesetzter Richtung zurück. Fünf Schulklassen waren im Bus, ab Mitte der Busstrecke fuhr ein zusätzlicher Entlastungsbus. Stehend neben dem Fahrer fand ich meinen Platz.

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Unternehmungslustige Schar

Die 4 Lehrpersonen der beiden Klassen die ich begleitete hatten von der SBB ein e-Mail mit konkreten Informationen der ganzen Reise. Zudem hatten sie am Morgen von den SBB ein SMS mit den letzten Informationen erhalten.

 

 

 

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SBB Lotse in Sursee

In Sursee empfing uns ein mit Leuchtweste markierter SBB Mitarbeiter der mithalf dass wir in den richtigen Wagen im richtigen Zug zur richtigen Zeit einstiegen. Vielleicht wurde dieser noch zum Lebensretter, als er im letzten Moment einen älteren Herrn vor einem vorbeibrausenden Zug wegdrückte. Unsere Lehrpersonen schätzten diese vor-Ort Hilfe sehr. Für solche Extrazeiten werden von SBB viele Büromittarbeiter abgezogen und an die operative Front geschickt, damit Alles wie geschmiert läuft.

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Die SBB Lotsendame lief mit uns mit

Die nächste Dienstleistung – zu meiner Überraschung war die Zugdurchsage kurz vor Luzern. Die Stimme wies uns an den Perron Wechsel durch die Unterführung im Sektor D anzusteuern (anstatt via Perron Ende). Auch hier erwartete uns eine freundliche, mit Leuchtweste markierte Helferin und begleitete uns zum neuen Zug und dem reservierten Abteil.

Diese aktive Unterstützung erlebten wir auf der ganzen Reise bis zur sicheren Heimkehr am Abend. Liebe SBB, ich denke, das ist mehr als ihr machen müsstet. Das ist äusserst wertvoller Kundendienst, das ist serviceorientiert arbeiten. Ich bin absolut begeistert. Vielen Dank.

Praxistest „Bistro Order“

Die Zentralbahnen haben ein simples App herausgegeben mit dem Zugreisende Snacks und Getränke aus dem Bistro Wagen an ihren Sitz bestellen können. #SBBServicescout

Am ersten schönen Sommertrag machte ich mich auf den Weg. Die Strecke Luzern-Brünig-Meiringen-Interlaken wählte ich als Teststrecke aus. Sie ist mit ihren 4 Seen (Vierwaldstetter, Sarner, Lungern, Brienzer) landschaftlich wundervoll und die Fahrzeit von knapp 2 Stunden ideal für ein sehr gemütliches Mittagessen.

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Restaurant mit Aussicht

Ich stieg in das Bistro ein, was eigentlich nicht die Idee des App ist aber ich rechnete mir aus, dass ich etwas mehr zu sehen bekäme wenn ich dem Kellner über den Rücken schaue. Und so war es denn auch.

Die erste Überraschung kam beim Bestellen des Essens. Es stellte sich heraus, dass die Auswahl auf dem App kleiner ist als auf der Speisekarte, und das ist auch logisch so, macht es doch keinen Sinn, dass der Kellner mit einem heissen Teller Zürigeschnäzeltes durch die Wagen rennt. Mein Menu bestellte ich also direkt beim Kellner und halt den Wein übers App.

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Die Menu-Auswahl

Fast gleichzeitig mit dem Abschicken meines Warenkorbs läutete das Terminal hinter der Theke wie wild und ich erhielt eine erste Pushmeldung, dass die Bestellung eingegangen sei. Der Kellner liess sich nicht hetzen, nahm in Ruhe die begonnene Bestellung meines Tischnachbarn auf und ging dann ans Terminal. Das Läuten verstummte und ich erhielt eine Meldung, dass meine Bestellung innerhalb von 5 Minuten geliefert würde. Dieses Zeitfenster schöpfte der Kellner jedoch nicht aus, sondern lieferte das Bestellte sofort an meinen Tisch.

 

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Push-Mitteilung

Natürlich befragte ich ihn zu seiner Erfahrung. Zuerst mal war er erstaunt, dass ich aus dem Bistro-Wagen heraus bestellen konnte. Offenbar ist dort eine Einrichtung, die das Bestellen verwehren sollte. Doch das System an sich funktioniere einwandfrei, es sei einfach schwierig für ihn, wenn viele Bestellungen so eingingen und er durch den ganzen Zug liefern müsse. Er sei stets allein als Kellner im Zug. Hier wird sich sicher zeigen, ob sich das für die Bahn lohnen wird.

 

Für Passagiere ist es jedoch genial, Handy raus, App öffnen, Getränke und Essen in den Warenkorb, die Platznummer eintippen und Absenden. Die Ware wird geliefert und kann mit 5 Zahlungsmethoden beglichen werden. Eine Super-Sache, sehr bedienerfreundlich umgesetzt.

Mit internationalen Gästen durch die Schweiz

Die SBB im Feldversuch

Ich musste schmunzeln, als ich von Sarai, einer Freundin aus Australien erfuhr wie sie ihren Besuch in der Schweiz plante. Sie müsse noch die Bahn von Basel nach Aarau reservieren, wisse jedoch noch nicht wie. Gerne würde ich sie nach ihren Erfahrungen fragen nach ihrem Besuch.

Die Bussen Problematik

IMG_2421Es ist noch nicht lange her, da wartete ich in Olten auf vier Australische Freunde. Sie waren in Liestal in die Bahn gestiegen. Ich staunte nicht schlecht als sie ausstiegen – im Schlepptau eines Zugbegleiters, der sie zum Billetautomat führte um mit ihnen ihre vier Tickets im Nachhinein zu kaufen. Aus früheren Besuchen hatten sie gewusst, dass sie ihr Billet mit kleinem Aufpreis beim Zugbegleiter kaufen konnten. Dass neu nun jeder mit 100 Fr.  gebüsst würde, das wussten sie nicht. Ich war so dankbar, dass ihr Zugbegleiter die Situation richtig eingeschätzt hatte und sehr menschenfreundlich reagierte. Ob es SBB konform war weiss ich nicht.

Ich fragte mich, wie sich unsere neuen Gäste schlau machen um in keine Falle zu tappen. Würden Sie erkennen, dass unsere Bahn ein Zweiklassen System hat, welche Einbussen sie in der zweiten Klasse in Kauf nehmen müssen, und wie sie die entsprechenden Abteile erkennen? Würden Sie verstehen wann und warum sie ein ganzes oder ein halbes Billet kaufen müssen?  Würden sie in der Lage sein ein Billet von A nach B korrekt zu lösen? Würden alle Zugbegleiter kulant sein bei Fehlern? Hat SBB eine Informations-Broschüre für ausländische Gäste die sie auf lauernde Gefahren aufmerksam machen?

Nun gut, in Basel holte ich sie ab nach ihrer langen Reise durch Deutschland während der Nacht. Nach freudiger Begrüssung überquerten wir den Rhein zweimal mit der Fähre, da konnte tarifmässig vorerst nichts schiefgehen. Auch nicht beim gemütlichen Schlendern durch die Stadt.

Ticket lösen im Feldversuch

IMG_2400Den grössten Traum meiner Besucher konnte ich leider nicht erfüllen, eine Snowboard Lektion auf dem Titlis. Eine Lehrerin hatte ich gebucht, den Titlis zum Voraus besucht und die Pisten inspiziert, doch leider wurde nichts daraus, das Wetter war so schlecht, dass wir am Morgen noch absagen mussten. Das Alternative Programm, Besuch des Rheinfalls und der Stadt Schaffhausen mit Besuch auf dem Munot, war eindrücklich und machte Spass.

Zuerst ‘zwang’ ich meine Freunde zum Feldversuch. Sie sollten das Bahnbillet am Handy oder am Automat lösen, was ihnen (erwartungsgemäss) nicht gelang. Es sind einfach zu viele Komponenten die man kennen muss. So führt wahrscheinlich für Internationale Besucher nichts am Schalter vorbei, wo sie bestimmt gut und kompetent beraten werden.

Unser Bahnsystem ist sehr komplex

Die Internetseite der SBB macht die Komplexität der Sache deutlich. Sie ist vorbildlich in vier Sprachen geführt. Sechs Hauptmenus führen über je fünf Untermenus zu durchschnittlich sieben Titeln, das ergibt (6x5x7 = 210 Internet-Seiten an wichtiger Information).

In Adelaide fahren Passagiere für 5 $ zwei Stunden mit allen Verkehrsmitteln

Erstaunt waren meine Freunde vom hohen Preis (82 CHF pro Person). Zwar offeriert SBB auch ein Gäste Halbtax für einen Monat zu 120 CHF, was sich jedoch für Kurzreisen nicht rechnet. Auch ein Drei Tage GA zu 210 CHF wird wohl kaum je ausgenutzt werden können, müsste doch auf drei aufeinanderfolgenden Tagen je eine Reise für mehr als 70 CHF gemacht werden.